Während die Aktienkurse auch am Montag auf Talfahrt gingen, machte Gold seinem Ruf als sicherer Hafen alle Ehre: Der zugespitzte Konflikt im Nahen Osten und die steigende Gefahr eines Krieges zwischen den USA und dem Iran veranlassten Anleger verstärkt Gold zu kaufen.
Der Sog war so stark, dass das Edelmetall zumindest in Euro so teuer war wie nie zuvor. Für die Feinunze (31,1 Gramm) mussten zeitweise knapp 1422 Euro gezahlt werden. Am Freitag waren es noch rund 1401 Euro. Im April vergangenen Jahres stand die Feinunze bei 1129 Euro. Auch in Dollar ist Gold deutlich teurer geworden, allein im vergangenen Jahr lag das Plus bei rund 18 Prozent. Am Montag wurden rund bis zu 1588 Dollar für die Feinunze verlangt - der höchste Preis seit April 2013. Allerdings ist das Rekordhoch vom August 2011 mit 1.914 Dollar noch ein ganzes Stück entfernt.
Hatte im vergangenen Jahr vor allem der Handelskonflikt zwischen den USA und China den Goldpreis in Euro auf neue Höchststände getrieben, ist es jetzt die besorgniserregende Entwicklung im Nahen Osten. „Ausschlaggebend waren die mit der Tötung des iranischen Generals Soleimani durch die USA gestiegenen geopolitischen Unsicherheiten. In der Folge legte der Ölpreis deutlich zu und auch traditionelle sichere Häfen wie Gold sind gefragt“, sagt Alexander Zumpfe, Edelmetallhändler bei Heraeus Metals in Hanau.
Auch Privatanleger kaufen derzeit verstärkt Gold
Die Nachfrage auch von privaten Anlegern bei Edelmetall-Händlern wie pro Aurum, Heraeus oder auch Degussa-Goldhandel nach Goldmünzen und kleineren Barren ab 50 Gramm ist schon seit Monaten hoch. „Deutsche Privatanleger zeigen unverändert starkes Kaufinteresse“, sagt Zumpfe. Von einer Verdreifachung des Ordervolumens berichtete Anfang Dezember Robert Hartmann, Geschäftsführer von Pro Aurum. Zum Teil mussten sich Kunden auf Lieferzeiten einstellen, in den Niederlassungen gab es Wartezeiten, einzelne Münzen wie die Krügerrand von 2019 waren ausverkauft. Hartmann spricht von den höchsten Umsätzen seit der Finanzkrise in den Jahren 2008 bis 2010.
Allerdings wird Gold nicht nur physisch in Form von Münzen und Barren gekauft. Eine massiv angestiegene Nachfrage registrierte im vergangenen Jahr die Deutsche Börse für ihre börsengehandelten Schuldverschreibung auf Gold, den ETF-Xetra Gold. Jedes einzelne Papier ist zu 100 Prozent mit Gold hinterlegt und verbrieft dem Anleger die Lieferung von einem Gramm Gold. Ende des vergangenen Jahres lagerten so in den Tresoren der Deutschen Börse 203,2 Tonnen Gold. Das waren 21,7 Tonnen mehr als noch am Jahresanfang. Insgesamt verwaltet Xetra-Gold derzeit ein Vermögen von 8,8 Milliarden Euro. Nach Angaben des Welt-Gold-Verbandes World Gold Council wurden Ende November weltweit für Gold-ETF rund 2.855 Tonnen Gold gehalten, ein Plus von fast 16 Prozent gegenüber dem Jahresbeginn. Wert: Fast 135 Milliarden Dollar.
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Getrieben wurde der Goldpreis, so der Pro Aurum Goldreport 2019, auch von den Notenbanken, die traditionell auch Gold als Reserve halten. Von Januar bis Oktober hätten sie 562 Tonnen des Edelmetalls gekauft. Weltweit halten Zentralbanken rund 34500 Tonnen Gold. Den größten „Goldschatz“ besitzt die USA mit 8134 Tonnen. Dahinter liegt Deutschland mit 3367 Tonnen. Die Barren liegen in den Tresoren der Bundesbank. Beim Internationalen Währungsfonds IWF sind 2814, in Italien 2452 und in Frankreich 2436 Tonnen.
Die Unsicherheit dürfte anhalten
Der Trend zu Gold dürfte nach Angaben von Experten anhalten. Nicht nur weil der Konflikt zwischen den USA und Iran für Unsicherheit sorgt. „Politik- und Konjunkturrisiken sprechen weiter für ‚Versicherungen' im Portfolio wie etwa Gold“, sagt Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege der Deutschen Bank. Er rechnet damit, dass sich der Goldpreis bei 1550 Dollar je Feinunze stabilisiert. Bei Degussa-Goldhandel erwarten die Experten einen „nachhaltigen“ Sprung nach oben über diese Marke, Rückschläge nicht ausgeschlossen. „Aber das Abwärtspotential ist durch den Nullzinswahnsinn begrenzt.“
Freilich wirft Gold keine Zinsen ab, nur durch steigende Preise können Anleger gewinnen. Bei Goldman Sachs sieht man dafür in diesem Jahr noch bessere Chancen. Auch weil die Zentralbanken sogar 750 Tonnen Gold kaufen könnten – um, so die Experten der US-Bank, die „Entdollarisierung“ und damit die Abwendung vom US-Dollar als Leitwährung voranzutreiben.
Author: Julie Garrison
Last Updated: 1703657042
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