Indisches Lokal
Die Frage nach dem besten Restaurant von Zürich dürfte kaum zu beantworten sein. Zu unterschiedlich definieren die Gäste die Begriffe «gut» und «sehr gut». Wir haben auf der Bewertungsplattform Yelp geschaut, dort liegt das indische Restaurant Tadka ganz vorne. Ob es überzeugt?
Die Suche nach dem schlechtesten Restaurant der grössten Schweizer Stadt führte mich vor wenigen Wochen ins «Taj Palace» und endete mit einem gemischten Fazit. Lustloser Service und angestaubt wirkendes Ambiente korrelierten hier mit einer durchaus akzeptablen, allerdings nicht extrem aufregenden Küche.
Welchen Sinn Bewertungen auf Tripadvisor ergeben, kann man nach diesem Feldversuch intensiver denn je diskutieren. Beim Schreiben ihrer Meinung legen Gäste ganz offensichtlich derart unterschiedliche Massstäbe an, dass die Ergebnisse wenig Aussagekraft besitzen.
Wie heisst das angeblich beste Restaurant von Zürich?
Nicht nur die Suche nach dem schlechtesten Restaurant von Zürich, sondern auch jene nach dem besten ist anstrengend – vielleicht noch einmal schwieriger. Je nachdem, welche Filter der hungrige Kunde einstellt, kommt er zu ganz anderen Ergebnissen. Tripadvisor beispielsweise spuckte als beste Adresse über alle Kategorien hinweg jene des Restaurants Elmira aus, das bereits in «NZZ Bellevue» vorgestellt wurde.
Doch es existiert ja nicht nur Tripadvisor, sondern auch Yelp. Das strikt nach «Highest Rating» sortierte Gesamt-Ranking nannte hier, noch vor der «Krone» in Altstetten und dem «L’Altro» nahe dem See, das indische Restaurant Tadka auf Platz eins. Schon wieder ein indisches Restaurant? Kann das sein? Womöglich sieht das Ergebnis in ein paar Wochen, wenn neue Bewertungen eingegangen sind, anders aus, aber so war es nun einmal am Tag des Besuches.
Auf Englisch bestellt man zur Mittagszeit das Buffet à discrétion
Mittags ist hier Buffetzeit. Man kann wählen, was man will, zahlt einen Pauschalpreis. Fr. 19.50 fürs Essen vor Ort, fünf Franken weniger, wenn man sein Essen mit nach Hause tragen will. Viel Geld ist das nicht. Was bekommt man dafür? Bei den Vorspeisen nicht viel. Rüeblischnitze, Randenwürfel, Kidneybohnen, Maiskörner aus der Dose. Ernsthaft? Das hat mit indischer Küche ungefähr so viel zu tun wie eine Pizza mit französischer – also nur sehr wenig.
Lediglich die Saucen und Würzpasten verraten mir schnell, dass ich mich in einem indischen Restaurant aufhalte. Joghurtsauce, Tamarindensauce, Mangochutney und Minzsauce, dazu eine Art Pickles, die undefinierbar wirken. Warmes, aber nicht knuspriges Fladenbrot kommt an den Tisch, an welchem ich – auf Englisch – als Getränk Mangolassi bestelle. Nach weiteren Wünschen wird nicht gefragt.
Die Hauptgänge sind nur unwesentlich besser als die Vorspeisen
Ehrlich gesagt: Ich bin ziemlich entsetzt. Klar, dass man für knapp 20 Franken keine Luxuswaren erwarten kann, aber Mais und Randen? Vielleicht sind die warmen Speisen ja besser, denke ich und wandere erneut ans Buffet. Ich nehme von allem. Tandoori-Chicken und Butter-Chicken, ein Ragout aus Kartoffeln und Blumenkohl sowie ein Linsengericht, dann auch noch Eiercurry und Pakora, also ausgebackenes Gemüse.
Letzteres ist der beste Bestandteil des Essens, auch das Eiercurry stellt zufrieden; die beiden Pouletvarianten aber enttäuschen, denn sie schmecken trocken und sind eher fade gewürzt. Die Gemüsegerichte schliesslich wirken so, als ständen sie schon einige Zeit in der Wärme; auch hier fällt auf, dass die in der indischen Küche so wichtigen Gewürze eher verhalten eingesetzt wurden. Aber: Der Reis ist tadellos.
Woher stammen die vielen guten Bewertungen?
Das bestellte Lassi ist in Ordnung, aber nicht mehr. Und eher zu süss. Während ich auf die Rechnung warte – sie wird mit einer Schüssel voller Gewürze und winziger Zuckerdragées zum Mundausspülen gereicht –, studiere ich die Website. Sie lässt es an Eigen- und Fremdlob nicht mangeln. Der Swiss Guest Award wurde dem Restaurant zweimal zuteil, auch von Tripadvisor, dem Restaurant Guru und Sluurpy hagelt es Auszeichnungen.
«An experience that awakens all the senses», heisst es auf der Startseite des Restaurants. Mag sein, dass alle Sinne geweckt werden, wenn man hier abends à la carte speist oder den im Sommer gewiss hübschen Biergarten aufsucht. Beim Mittagsmenu allerdings wurde eher Ärger geweckt. Fazit: Das laut Yelp angeblich beste Restaurant kann ich nicht empfehlen.
Auf einen Blick
Kosten
Hauptgänge kosten ab Fr. 20.50, fürs Mittagsbuffet à discrétion zahlt der Gast 19.50.
Bewertung
Küche: 5/10, Gastkultur: 5,5/10
Anmerkung: Die Bewertungen orientieren sich an der denkbaren Höchstnote von 10 Punkten. Die Note für die Küche betrifft ausschliesslich die Qualität der Speisen, jene für Gastkultur umfasst sämtliche übrigen Aspekte eines Restaurantbesuchs.
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Author: Dr. Lawrence Guzman
Last Updated: 1702043403
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